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Wissenswertes

„Nichts hat einen stärkeren psychischen Einfluss auf die Kinder als das ungelebte Leben der Eltern“ (C.G. Jung)

Kriegskinder des ersten Weltkrieges trugen die verdrängten Erlebnisse ihrer Eltern als eine schwere Last. Gleichzeitig erfuhren sie als Kinder mangelnde Wertschätzung. Später wurden sie Eltern von Kindern des zweiten Weltkrieges und gaben unbewusstes und unausgesprochenes Leid weiter.

Kriegskinder des zweiten Weltkrieges wurden durch die NS-Ideologie, schwarze Pädagogik und das Kriegsgeschehen geprägt. Sie konnten sich weder wehren noch flüchten, waren den bedrohlichen Situationen hilflos ausgesetzt. Mit ihren seelischen Schmerzen blieben sie in aller Regel allein, verloren ihre Sprache, verschleierten oder erstickten ihre Gefühle. Als Erwachsene waren sie dann unfähig, ihr verletztes, jüngeres Ich zu trösten. Es fand in den Familien ein sozialer Rollentausch statt: Kinder übernahmen die Elternrolle, Eltern blieben Kinder (Parentifizierung). Das führte zu einer Überlastung der Kriegsenkel und erzeugte in ihnen ein diffuses Gefühl von Schuld. Kriegskinder des zweiten Weltkrieges sind gleichzeitig die Kriegsenkel des ersten Weltkrieges.

Kriegsenkel sind Kinder von Kriegskindern und sie tragen die Last der Lebensgeschichten ihrer Eltern. Unausgesprochenes Leid, nicht gelebte Trauer oder das Gefühl von Einsamkeit sind ihre Lebensbegleiter. Den eigenen Platz in der Gesellschaft nicht zu finden – den richtigen Beruf, den richtigen Partner, den richtigen Ort, das Gefühl, irgendwie immer auf der Flucht zu sein, nicht anzukommen und auch Kinderlosigkeit, das sind nur einige Themen dieser Generation. Perfektionismus, aufopfernde Hilfsbereitschaft und eine ständige Verfügbarkeit sollen helfen, diese Last zu kontrollieren und zu tragen. Kommen die Kriegsenkel an ihre Grenzen, sind Kontaktabbrüche innerhalb der Familie oft ein letzter Ausweg für schon lange schwelende und ungeklärte Konflikte. Einige werden krank an Leib und Seele.

Erfahrungen zeigen, dass zwar alle Familienmitglieder auf die unterschiedlichste Art und Weise eine seelische Last tragen, sich aber immer Einzelne aus dem Familiensystem auf den Weg machen, die Familie von dieser Last zu befreien. Sie sind „schwarze Schafe“, sie „stören“ und fordern damit zum Sprechen auf, zum Zuhören und zur Anteilnahme. Sie wollen eingefahrene Wege verlassen, hinterfragen alte Glaubenssätze und Verhaltensmuster, damit Heilung stattfinden kann – sowohl persönliche, als auch in der Familie. Sie wollen den Kreislauf der unbewussten Weitergabe von Traumafolgen in den Familien unterbrechen, damit zukünftige Generationen weniger Last tragen. Sie wollen aussprechen was ihre Gefühlswelt bewegt und wagen es, Kraft aus ihren Familiengeschichten zu schöpfen. Sie wollen den Schmerz ihrer Eltern nicht mehr in ihren Körpern tragen oder an die eigenen Kinder weitergeben.

Kriegsenkel als Symptomträger… oder der Körper beginnt zu schreien, wenn seelische Bedürfnisse ignoriert werden

Oft sind es konkrete Ereignisse aus der Familiengeschichte, die sich in seelischen und körperlichen Krankheitszeichen, Blockaden oder Beziehungsschwierigkeiten manifestieren. Wenn wir über eine längere Zeit in einem „Überlebensmodus“ verharren, wenn sich Konflikte, Stressfaktoren oder Schicksalsschläge ansammeln, kommt es zu einer körperlichen Dauerbelastung durch die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen. Wir erleben Gefühle wie Wut, Unsicherheit, Hilflosigkeit, Angst, Trauer und Depressionen und beginnen, im Äußeren etwas zu suchen, um mit unserem Inneren zurechtzukommen. Wir wollen schlechte Gefühle in gute Gefühle verwandeln und verlieren uns in Süchten.

Sucht und Sehnsucht

Schmerzhafte seelische oder körperliche Erfahrungen stehen im Zentrum jeder Sucht, lösen ein Ungleichgewicht in unserem Leben aus und wir machen uns auf die Suche nach Entlastung.Wir suchen im Alkoholkonsum, im Medikamentenmissbrauch, in der Nikotinsucht, der Sexsucht, Mager- oder Esssucht, denn Entlastung gelingt uns am leichtesten über Stimulation und ist im Kern der Mechanismus jeder Sucht. Wir spüren die vermeintliche Entlastung unmittelbar im Körper und wollen mehr davon…wir werden süchtig und kommen davon nur schwer wieder los. Auch im Extremsport suchen viele Menschen den Weg zu sich selbst. Den höchsten Punkt der persönlichen Leistung durch mentale Konzentration und körperliche Hochleistung erreicht zu haben löst Leichtigkeit und Wohlbefinden (Flow-Erfahrungen) aus. Es entsteht das Gefühl etwas bewältigt zu haben – den Körper kontrollieren zu können.

Neurobiologisch ist bewiesen, dass negative Emotionen in jeder Zelle des Körpers gespeichert werden, sich auf die Funktionen der Organe auswirken und Symptome erschaffen. Sie sind eine Störung der Lebenskraft. Es sind unsere eingesperrten Gefühle, unverarbeitete Traumata und Ängste, die wir in unserem Nervensystem gefangen halten und die uns auffordern, die vergangenen Ereignisse aufzuklären, damit sie keine Narben hinterlassen. Sie zeigen uns den Weg, etwas Wesentliches in uns selbst zu erkennen, es anzunehmen oder etwas zu verändern.

denn seelische Wunden müssen zuerst gesehen werden, damit sie heilen können.