Aus der Kriegsenkelsicht haben wir Großeltern, die im ersten Weltkrieg Kinder waren und im zweiten Weltkrieg Erwachsene.
Unsere Eltern waren im Zweiten Weltkrieg Kinder und wuchsen im Sinne der Nationalsozialistischen Pädagogik auf. Sie wurden durch seelische Wunden geprägt die nie richtig heilten sondern nur vernarbten und bei entsprechenden Anlässen wieder aufbrachen, denn seelische Hilfe gab es damals für Kriegskinder kaum.
Als Erwachsene versuchten sie vielleicht ihr Trauma durch Gewalt, Süchte oder Missbrauch zu bewältigen, vielleicht blieben sie stumm und emotional unerreichbar Manchmal waren sie ungerecht, streng, hatten selten Zeit für unsere seelischen Nöte oder überforderten uns mit großen Erwartungen, denn wir sollten es ja einmal besser haben. Unsere Leistungen waren nie genug und wir wurden ständig abgewertet – wir fühlten uns nicht gesehen und ungeliebt.
Als Nachfolgegeneration sind wir mit dem Schweigen und der Emotionslosigkeit unserer Eltern konfrontiert.
Wir sind auf der Suche nach Liebe und Anerkennung und wünschen uns Respekt und Wertschätzung für unseren eigenen Lebensweg. In einer systemischen Aufstellung (Familienaufstellung) der Mutter oder dem Vater gegenüberzustehen und das persönliche Leid zur Sprache zu bringen, erlaubt uns Grenzen zu ziehen, ohne Schuldgefühle zu sein und mit Freude unser Leben zu leben. Wir ver-geben, denn vergeben bedeutet, wir geben etwas ab, befreien uns von unseren negativen Gefühlen.